Die re:publica 24 fand vom 27.-29. Mai 2024 in Berlin statt. Das Festival für die digitale Gesellschaft stand in diesem Jahr unter dem Motto „Who cares?“. Bei der dreitägigen Konferenz rund um Digitalisierung, Netzpolitik, Kultur und Soziale Medien handelt es sich um das größte Event seiner Art in Europa.
Die Wohlfahrtsverbände griffen das Konferenzmotto auf und zeigten mit ihrer breiten Beteiligung, dass sie ein wichtiger Akteur bei der Gestaltung des sozialen Aspekts der digitalen Transformation sind. Mit unserem Projekt „DigiTeilhabe“ waren wir mit einem Workshop zur digitalen Barrierefreiheit und einem Panel vertreten. Es ist erfreulich, wie viele Beiträge sich insgesamt um das Thema digitale Teilhabe drehten.
Etwa 15 % der Bevölkerung sind offline oder vermeiden digitale Technologien. Vor allem Menschen, die in Armut leben, sind häufig mit digitalen Barrieren konfrontiert. Am 29. Mai brachten wir die armutserfahrene Ursula Birkner und die Sozialpädagogin Kathrin Krug aus unserem Projekt zusammen mit Dr. Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes, auf die Bühne. Sie berichteten aus dem digitalen Alltag Armutsbetroffener und diskutierten Strategien für eine soziale und inklusive Digitalisierung. Über 50 Zuhörer*innen besuchten die Podiumsdiskussion. Das Thema hat die Aufmerksamkeit bekommen, die es verdient!
Ursula B., selbst armutserfahren, hilft ehrenamtlich im Quartierszentrum der AWO Rostock anderen Menschen, die keinen Zugang zum Netz oder Probleme mit Geräten haben. Sie sagte: „Ohne Internetzugang geht es nicht mehr. Aber zunächst ist Zugewandtheit das Wichtigste. Meine Kinder haben mich ausgestattet. Nicht alle haben dieses Glück. Als Erstes muss man zuhören. Wir erreichen Menschen nur, wenn wir ihre Bedarfe berücksichtigen. Es geht um konkrete Hilfestellung bei Problemen. Wir geben in der Beratung Sicherheit und nehmen Ängste. Wir nehmen die Menschen an die Hand und erkunden die digitale Welt gemeinsam. Für mich ist die digitale Welt in Ordnung und hilfreich – das möchte ich vermitteln.“
Die Sozialpädagogin Kathrin Krug arbeitet mit Ursula Birkner zusammen. Sie betonte: „Wir merken eine Alltagserleichterung durch unsere Angebote, aber es braucht viel Zeit und Geduld. Digitale Kompetenzen werden in unserem Quartierszentrum immer wichtiger, und immer mehr Menschen kommen deswegen zu uns. Gleichzeitig haben wir zunehmend weniger Ressourcen zur Verfügung. Wir brauchen mehr strukturelle Unterstützung und Gespräche auf Augenhöhe mit der Kommunalpolitik.“
Dr. Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes, bestätigte dies: „Eine funktionierende Gemeinwesenarbeit wurde strukturell kaputt gespart, gerade für Angebote zur digitalen Teilhabe gibt es keine Finanzierung. Digitale Lösungen erleichtern das Leben nicht per se.“ Er sah die öffentliche Verwaltung in der Pflicht, Menschen nicht durch Digitalisierung auszuschließen: „Analoge Alternativen bei digitalen Verwaltungsleistungen müssen bestehen bleiben. Formulare sind nicht für meine Bedürfnisse gemacht, sondern für die der Verwaltung. Wir müssen den Menschen mit seinen Bedarfen in den Mittelpunkt der Verwaltung stellen!“
Den vollständigen Artikel können Sie hier nachlesen: https://awo-digiteilhabe.org/digiteilhabe-auf-der-republica-berlin-2024/
Bild: AWO Börgerhus